Auch Petra Lottje ist eine Freundin der anderen Welten. Sie geht von der sichtbaren, handfesten Welt aus und lässt sich treiben von ihren Beobachtungen und Gedanken. Sie beschäftigt sich mit den Menschen, ihren Beziehungen und Konflikten, ihrem Tun und ihren inneren Beweggründen. Sie steht im Leben, ist ein Teil des Ganzen, will gar nicht auf Distanz gehen. Aus
dem Erlebten und Gesehenen schöpft sie. Sie zeichnet nicht vor dem Motiv oder nach Fotos. Sie zeichnet aus der Vorstellung.
Petra Lottjes Linie ist impulsiv, sucht sich ihren Weg, verknotet sich, biegt sich, dreht sich. So entstehen Figuren, die sich auch wieder auflösen und verwandeln können. Mythologisches spielt zuweilen auch hinein. Das Papier wird nicht immer pfleglich behandelt. Es muss schon etwas aushalten können. Vor allem in ihren großen Zeichnungsinstallationen schneidet sie oft in die Blätter,verwandelt das flache Papier zum Relief, collagiert, überzeichnet wieder, lässt die Papierbögen flattern.
Und sie kann zu jeder Zeichnung eine Geschichte erzählen. Man muss sie nur fragen.
Eigens für diese Ausstellung entstand in den letzten Tagen vor Ort die Arbeit auf der Stellwand mitten im Raum.
Eröffnungsrede von Matthias Beckmann, 2025