title photo: Michael Jungblut

IMDb
Crew United
blinkvideo
German Films Quarterly 1/17

multi-channel video installation, photography
2 x 17:38min, HD, 2x 9:16, 2x stereo, Loop,
1 x 05:27min, HD, 16:9, Loop
2016

TIMECODE DETAIL 2-Channel:

TIMECODE DETAIL 1-Channel:

TIMECODE 3 Photos:

TIMECODE
ein Text von Ines Wittneben

TIMECODE ist als mehrteilige Installation konzipiert, dessen Kernstück eine 2-Kanal-Video darstellt.

In einer kammerspielartigen Situation findet sich der Betrachter in der Perspektive des nicht sichtbaren Fotografen beim Fotoshooting eines nicht mehr ganz jungen Paares (gespielt von Corinna Kirchhoff und Matthias Neukirch) wieder, das hier offenbar den perfekt-harmonischen Beweis für ihre Liebe zu produzieren beabsichtigt.
Bereits die erste Sekunde des Films offenbart seine formale Besonderheit: Bis auf ein fast tonloses Rauschen im Raum und das wiederkehrende, mechanisch knallende Geräusch der aufblitzenden Kamera ist nichts zu hören. Die Aufmerksamkeit des Zuschauers wird unmittelbar auf die beiden Protagonisten gelenkt, die, technisch getrennt in jeweils einem Kanal des Bildes, gemeinsam vor der Kamera sitzen und mit einer weißen Taube in den Händen posieren. In der dem Betrachter präsentierten Zeitlupenaufnahme des Shootings wird das offenbart, was sonst verborgen bleibt: Die detaillierte Mimik und Gestik zeigt uns ein Hin und Her zwischen Inszenierung nach außen und Besinnung auf das Paarsein, ein immer wieder abreißendes und wiederaufgenommenes Aufeinandereingehen und Kommunizieren, die Nähe und Distanz der Protagonisten sowohl im räumlichen als auch die gespielte Rolle betreffend.
Die festgehaltene und auch am Ende nicht freigelassene Taube als fragiler Schützling und Symbol zugleich, wird immer wieder zwischen den Partnern hin-und hergereicht, erhält schließlich mehr Aufmerksamkeit als die Personen sich gegenseitig schenken, ist gleichzeitig Bindeglied und Störfaktor.
Liebevolle Zärtlichkeit und Intimität sind im Laufe der kurzen Aktion ebenso zu finden wie Unsicherheit, Verletzlichkeit und Einsamkeit.

Mit brillanten Schauspielern, einfühlsamer Kamera und einer klaren, reduzierten Bildsprache zeigt Petra Lottjes Installation eine sensible, spannungsreiche und intensive Nahaufnahme des kleinen, aber komplexen Kosmos Beziehung.
Ohne durch Hintergründe, Dialoge oder Umgebungsbeschreibungen eine konkrete Erzählung zu gestalten, schafft diese Arbeit es, dem Zuschauer eine Essenz des menschlichen Miteinanders sichtbar zu machen, die berührt und uns zu bewegen vermag, über diese kleinste gesellschaftliche Einheit weit hinaus nachzudenken.

In kontraststiftender Ergänzung hierzu steht der zweite Film der Installation, der das Geschehen in Echtzeit wiedergibt. Hier umkreist die Kamera sowohl das Paar als auch den Fotografen. Sie bietet dem Zuschauer eine distanziertere Perspektive auf das nun harmonisch wirkende Paar mit der Taube und entlarvt zugleich die Wahrheiten, die wir in unserer tagtäglichen Wahrnehmung zu finden glauben. Transparent darüber gelegt ist die hoch symbolisch und assoziativ aufgeladene Aufnahme von Federn und Eiern sowie toten und lebendigen Tauben.
Ergänzt wird die Installation durch die während des Shootings entstandenen Fotos.
(Ines Wittneben, 2016)

 

director: Petra Lottje
produced by: Petra Lottje

cast:
woman: Corinna Kirchhoff
man: Matthias Neukirch
photographer: Michael Jungblut

crew:
director of photography: Andreas Gockel, bvk
chief of lights: Julius Gruhlstein
photographs: Michael Jungblut
steadycam operator: Peer Gordon
animal trainer: Mike Schüler
make up artist: Elke Graalfs
taxi dermist: Michael Weiss

foley artist: Olaf Simon, bvft
sound design: Linus Nickl, bvft

catering: Norbert Riechmann, Helen Acosta Iglesias

thanks: Ines Wittneben, Gerhard Wissner, Kai Thomas, Fa. Hochzeitstauben Paradies Berlin/Brandenburg + Mike Schüler, Karstadt Warenhaus GmbH, Medien Werkstatt Berlin, Deborah Phillips

location: Silent Green Kulturquartier

with friendly support: Berliner Senat, kulturelle Angelegenheiten
 berlin_signet Kulturverwaltung 30.10.2008